Pressemitteilungen

14.12.2024

Die Beratungsstelle für Beziehungsgewalt Neue Wege muss Aufnahmestopp verhängen

Die reisende werkschule scholen e.V. erklärt für ihre Beratungs- und Interventionsstelle gegen Beziehungsgewalt ›Neue Wege‹ einen mehrwöchigen Aufnahmestopp. Die Mitarbeiter*innen der Beratungs- und Interventionsstelle gegen Beziehungsgewalt ›Neue Wege‹ des Trägers reisende werkschule scholen e.V. (rws) sehen aufgrund der aktuellen Anfragesituation nach Beratungskapazitäten und der aktuell bestehenden Warteliste mit einer Wartezeit von acht Wochen keinen anderen Ausweg mehr, als bis März 2024 keine weiteren Klient*innen in die Warteliste aufzunehmen. Bis dahin soll zunächst all den Klient*innen geholfen werden, die schon lange auf einen Beratungstermin warten.

Die Beratungs- und Interventionsstelle ›Neue Wege‹ bietet kostenlose psychosoziale Beratung für Bürger*innen in Bremen an, die in einer Beziehung sind oder waren, und in der es zu psychischer, körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt gekommen ist bzw. regelmäßig kommt. Das Ziel der Beratungen ist, über eine psychosoziale Versorgung der Betroffenen einen ersten Schritt zur Gewaltprävention im Bereich der Partnerschaftsgewalt zu leisten.

Als Interventionsstelle in Bremen bekommt ›Neue Wege‹ seit dem Inkrafttreten des neuen Polizeigesetzes (§55 Abs. 5) nach jedem Polizeieinsatz im Bereich der häuslichen Gewalt die Kontaktdaten der Betroffenen übermittelt, um ihnen zeitnah ein proaktives Beratungsangebot unterbreiten zu können. Seit Einführung des Polizeigesetzes ist die Zahl der Beratungsanfragen um mehr als siebzig Prozent angestiegen. Zusätzlich ist auch die Anfragezahl von Selbstmeldern – bei denen kein polizeilicher Einsatz erfolgt ist – deutlich angestiegen. Insgesamt werden rund 1800 Bürger*innen pro Jahr telefonisch und schriftlich von der Beratungsstelle kontaktiert; mehr als 400 dieser Erstkontakte münden dann in eine Beratung. Damit ist die Beratungskapazität der Mitarbeiter*innen voll ausgeschöpft.

Die personelle Ausstattung der Beratungsstelle konnte temporär in den Jahren 2022 und 2023 durch eine Sonderförderung angepasst werden. Im Jahr 2024 steht jedoch diese zusätzliche Förderung – trotz weiter steigender Fallzahlen – nicht mehr zur Verfügung. Das hat einen realen Abbau der Beratungsressourcen um mindestens eine Dreiviertelstelle zur Folge. Die anstehenden Tarifabschlüsse führen zu einer weiteren Reduktion der Beratungszeit, da bis zur nächsten Haushaltsvereinbarung die Fördermittel nicht gesteigert werden.

Die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle sind angesichts der steigenden Fallzahlen und der weniger zur Verfügung stehenden Beratungsstunden in tiefer Sorge um das Leid und das Schicksal der vielen hilfesuchenden Bürger*innen. Sie haben sich schweren Herzens zu diesem Aufnahmestopp entschieden, da sich hinter jedem Beratungsfall dramatische und akute Krisen- und Gewaltdynamiken verbergen. Die aktuelle Wartezeit wird sich weiter erhöhen.

Der Aufnahmestopp ist mit allen Kooperationspartnern der Beratungsstelle kommuniziert. In der Zeit der Aufarbeitung der Warteliste werden die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle auch übergreifende Aufgaben, mit denen sie betraut sind – Fortbildungen und Fachberatungen für öffentliche Institutionen und Einrichtungen zurückstellen. Bei Beratungsanfragemeldungen werden die Kolleg*innen darum bitten, sich im März erneut zu melden.

Ab dem 15.12.2023 bis zum 15.03.2024 wird sich das Team der Beratungsstelle ›Neue Wege‹ darauf konzentrieren, die aktuellen Beratungsfälle und die Beratungsanfragen der Warteliste zu bearbeiten.

Für die kommenden Jahre ist aus Sicht der Spezialisten der Beratungsstelle akut eine weitere Stellenaufstockung von rund zwei Vollzeitstellen notwendig, um zukünftig Wartelisten mit Wartezeiträumen bis zu 12 Wochen zu vermeiden und um hilfesuchenden Bürger*innen kurzfristig und zeitnah ein Beratungsangebot unterbreiten zu können.

Für Rückfragen steht Ihnen

Evelyn Seyfried
Leitung ›Neue Wege‹
Mobil: 01525 4807910
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